03/08 Abschied aus Mecklenburg
Mit dem Zusammenbruch der DDR wurden wir wieder politisch aktiv.
Wir unterstützen die ersten Montagsdemos in Leipzig und erlebten den Zusammenbruch des maroden Systems hautnah. Es entstanden Bilder wie „das große Finale“ oder „Gestrandet“.
Obwohl ich als junge Künstlerin relativ viel Aufmerksamkeit bekam und mich in verschiedenen interessanten Ausstellungen präsentieren durfte – zum Beispiel im staatlichen Kunstmuseum Schwerin, Künstlerhaus Lübeck, Galerie am Fernsehturm Berlin, Alte Börse in Hamburg, Schloss Erkelenz, Galerie am Meer, Rostock, Schloß Willigrad, um nur einige zu nennen –
fühlte ich mich zunehmend eingeengt.
Zwar halfen die Bildverkäufe und einige staatliche Aufträge, zum Beispiel die Ausgestaltung des Kinderkrankenhauses und der Kinderambulanz Schwerin, mich und meinen Sohn finanziell einigermaßen über Wasser zu halten.
Doch ich empfand den Balanceakt zwischen Muttersein, Karriere, Hausfrau und Muse als sehr anstrengend. Ich hatte das Gefühl niemandem gerecht werden zu können: Weder meinem Sohn, noch meinem Lebensgefährten, noch meinem künstlerischen Anspruch.
Es rebellierte in mir.
Ich hinterfragte den etablierten Kunstbetrieb. Kunst wurde seit der Wende zunehmend zur Ware und der Künstler zum Mittel zum Zweck.
„Gesehen und gesehen werden“ schien oft das Credo bei Ausstellungseröffnungen zu sein.
Ich bin kein extrovertierter Mensch und so wurde es mir bald leid.
Immer mehr stellte sich mir die Frage nach den essenziellen Dingen im Leben. Ich hatte das erfolgsorientierte Streben satt. Es strengte mich unendlich an.
Ich wollte unabhängig von dem künstlerischen Anspruch meines Lebensgefährten arbeiten und mich auch nicht von Galeristen in verkaufsbrauchbare Nischen stecken lassen.
Die Zeit in Mecklenburg schien zu Ende zu gehen.
Die Beziehung zu meinem damaligen Lebensgefährten, dem ich meine künstlerische Entwicklung zu verdanken habe und dem ich dafür sehr dankbar bin, wurde für uns beide unerträglich.
Es entstanden große Stillleben wie „großes Melonenstillleben“ oder „Kürbisstilleben“ oder „der Ruf der Alten“. Sie waren Sinnbild von einer Weiblichkeit, die gelebt werden wollte, einzigartig und ungebeugt.